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Das Jahr 2001 war für
die BBF durch einige bemerkenswerte Bestandsübernahmen gekennzeichnet.
Den Auftakt bildete die Dia-Sammlung Klaus MOLLENHAUERS, die, durch Prof.
Dr. Georg HERRLITZ vermittelt, vom Pädagogischen Seminar der Universität
Göttingen übernommen werden konnte. Ende November 2001 wurde
der Vorlass von Prof. Dr. Hans SCHEUERL in die BBF verlagert. Ausgangspunkt
für diese Bestandsübernahme war eine Veranstaltung, zu der die
Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) und die BBF
im Juli 2000 alle ehemaligen Vorsitzenden bzw. Stellvertretenden Vorsitzenden
eingeladen hatten. Ziel der Gesprächsrunde war eine Annäherung
an die Geschichte der Fachgesellschaft, soweit sie sich aus den Erinnerungen
der Teilnehmer rekonstruieren lässt. Unter den Zeitzeugen befand sich
auch Prof. Dr. Hans SCHEUERL, Mitbegründer der DGfE und von 1968-72
ihr zweiter Vorsitzender. Herr SCHEUERL entschloss sich damals, vermittelt
durch Prof. Dr. Ingrid GOGOLIN und unterstützt durch seine Familie,
seine beruflichen Unterlagen an die BBF abzugeben. Mit diesem Bestand entfaltet
sich ein reicher Einblick in die Entwicklung der erziehungswissenschaftlichen
Disziplin der Bundesrepublik seit den frühen 1950er Jahren.
Weiterhin konnte die BBF
das Archiv des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes mit einem Umfang von rund
20 lfdm. entgegennehmen. Die Archivalien dokumentieren nicht nur die Geschichte
des 1948 wieder gegründeten Verbandes, sondern auch die der Vorgängerorganisation,
des Deutschen Fröbel-Verbandes, der 1939 auf Druck des Nationalsozialistischen
Lehrerbundes (NSLB) aufgelöst werden musste, sowie die Geschichte
der Fröbelbewegung in Deutschland und im Ausland seit 1826 (zur Bedeutung
des Verbandes und des Archivbestandes vgl. Lost 2002).
Der zumindest quantitativ
bedeutendste Zuwachs war indes die Hamburger GEW-Bibliothek, auf die im
Folgenden eingegangen werden soll.
Die 1805 von Johann Carl
Daniel CURIO in Hamburg gegründete Gesellschaft der Freunde des vaterländischen
Schul- und Erziehungswesens gilt als einer der ältesten Lehrervereine
der Welt (vgl. Kopitzsch 2002). Auf zwei Schwerpunkte sollte sich nach
dem Willen der Gründungsväter der Verein konzentrieren: auf die
Verbesserung der materiellen Versorgung der Lehrer (Einkommen, Pension,
Witwenversorgung) und auf die Fortbildung der Mitglieder. Um den letztgenannten
Zweck zu befördern schlug CURIO vor, einen Lesezirkel und eine Bibliothek
zu begründen (vgl. Stoll 1905, S. 18). Der Lesezirkel hatte die Funktion,
den Mitgliedern pädagogische Neuerscheinungen zur Verfügung zu
stellen. Diese - zunächst Bücher, ab 1852 dann nur noch Zeitschriften
- sollten unter den Mitgliedern zirkulieren. Knapp 100 Jahre nach seiner
Begründung wurde der Lesezirkel 1903 aufgelöst, da er angesichts
der Masse der pädagogischen Neuerscheinungen sowie der strukturellen
Schwierigkei-ten, die die Zirkulation des Lesestoffes mit sich brachte,
als nicht mehr zeitgemäß empfunden wurde (vgl. ebd., S. 131,
251).
Verwunderlich an diesem
Schritt ist weniger die Auflösung des Lesezirkels als der vergleichsweise
späte Zeitpunkt seiner Einstellung, denn die Hochzeit der Lesezirkel
von Lehrervereinen war längst überschritten. Einen typischen
Verlauf einer solchen Einrichtung nahm die Berlinische Schullehrergesellschaft,
die im Jahr ihrer Grün-dung 1813 sogleich einen Lesezirkel organisierte
(vgl. Kemnitz 2001). "Das Prinzip, nach dem jeder alle zirkulierenden Bücher
lesen konnte und sollte, versprach in absehbarer Zeit eine Angleichung
des pädagogischen Wissens, freilich nur unter der Voraussetzung, dass
das System funktionierte und die Lehrer tatsächlich lasen." Mit der
Entwicklung der seminaristischen Lehrerbildung hatte der Lesezirkel seine
Funktion als Ort elementarer pädagogischer Bildung verloren.
Einen ähnlichen Verlauf
nahm zunächst auch die Geschichte der Bibliothek der Gesellschaft.
Allerdings wurde Ende des 19. Jahrhunderts auf die veränderten Benutzerbedürfnisse
eingegangen und somit eine neue Perspektive der bibliothekarischen Arbeit
erkennbar.
Nach nur einem Jahr des
Bestehens befanden sich in der Bibliothek der Gesellschaft bereits 70 Bände
(vgl. Stoll 1905, S. 24). Wenn man diesen vermeintlich bescheidenen Grundstock
mit den insgesamt 160 Einträgen des ersten gedruckten Katalogs aus
dem Jahr 1828 vergleicht, muss man von einer nahezu euphorischen Anfangsphase
sprechen. Wie in Bibliotheken anderer Lehrervereine auch, wurden die ersten
Bücher fast ausschließlich durch Geschenke erworben. Erst ab
1831 wurde ein jährlicher Betrag zur Verfügung gestellt, der
zumindest in Ansätzen einen systematischen Bestandsaufbau ermöglichte.
1842 brannte das Krameramthaus
nieder, in dem die Gesellschaft seit 1828 tagte. Mit ihm verbrannte auch
ihre darin untergebrachte Bibliothek. Schnell konnte jedoch durch Spenden
ein neuer Bestand aufgebaut werden, der bereits 1845 wieder 1100 Bände
umfasste und bis 1866 auf 2500 Bände anwuchs (vgl. Stoll 1905, S.
131).
Verglichen mit heutigen
Bestandszahlen ist man versucht, die Bibliothek der Gesellschaft als bedeutungslos
einzustufen. Der Eindruck täuscht jedoch, denn bis in die Mitte des
19. Jahrhunderts verfügte sie über den umfangreichsten Buchbestand
aller Lehrervereine (vgl. Kemnitz 2001, S. 17). Danach scheint jedoch das
Interesse der Mitglieder an der Bibliothek geringer geworden zu sein, was
u.a. dadurch zum Ausdruck kam, dass Bücher aus dem Bestand ausgesondert
wurden. 1872 sind lediglich noch 1430 Bücher vermerkt, wovon weitere
639 Bände gelöscht werden sollten. Entfernt wurden "alle veralteten
und alle inkompletten Werke, sowie Hand- und Schulbücher" (Stoll 1905,
S. 249). Für die Zukunft war vorgesehen, nur noch solche Werke anzuschaffen,
die aufgrund des hohen Preises von den Mitgliedern nicht selbst angeschafft
werden konnten.
Während 1871 in Leipzig
mit der Pädagogischen Centralbibliothek (Comenius-Stiftung) ein bedeutendes
Bibliotheksprojekt gestartet wurde und 1874 eine große Lehrmittelausstellung
in Berlin die Vorbereitung für die Gründung des Deutschen Schulmuseums
bildete, ging in der Gesellschaft die Einsicht in die Notwendigkeit einer
eigenen Bibliothek verloren. Insgesamt stellt diese Periode einen Tiefpunkt
in der Entwicklung der Bibliothek dar, der mit dem Zustand der Gesellschaft
als Gesamtes korrespondierte. Hermann Stoll klagt in seinem Rückblick,
dass "ein rechtes Leben, ein frischer geistiger Austausch" (Stoll 1905,
S. 150 f.) im Vereinsleben vermisst wurde. Von der sonst weithin spürbaren
Aufbruchstimmung der Lehrer in den 1870er Jahren war hier kaum etwas zu
merken.
Stoll vermutet ein Generationsproblem
hinter der Stagnation. Tatsächlich zeigte sich in den nächsten
Jahren ein deutlicher Aufschwung, der sich sowohl im Vereinsleben als auch
in der Entwicklung der Bibliothek ablesen lässt. 1887/88 umfasste
der Bestand mit 1620 Bänden wieder mehr als vor der Aussonderungsaktion
und 1904 befinden sich bereits 5657 Bände in der Bibliothek (vgl.
Stoll 1905, S. 250). Die Benutzung stieg kontinuierlich an, so dass die
Bibliothek 1908 zu Recht als eine der "segensreichsten Einrichtungen" (Das
Hamburger Lehrervereinshaus 1908, S. 4) des Vereins genannt werden konnte.
Die veränderte Aufgabenstellung
gegenüber den Anfängen der Bibliothek verdeutlicht ein Mitglied
des Bibliotheksausschusses in einem programmatischen Vortrag vor der Gesellschaft.
Nicht mehr die unmittelbare praxisanleitende Literatur habe im Vordergrund
der Sammeltätigkeit zu stehen, sondern die wissenschaftliche Weiter-bildung.
"Die notwendigste und wichtigste Disciplin einer Lehrerbibliothek ist natürlich
die Pädagogik, einmal, weil sie unsere Fachwissenschaft ist, und dann
auch, weil dieselbe in anderen Bibliotheken wenig oder gar nicht vertreten
ist." (Studt 1902). Deswegen sollten vorrangig Werke angeschafft werden,
die die "Pädagogik als System behandeln" (ebd.). Explizit genannt
werden die Werke von HERBART, DITTES, NATORP und REIN. Die Auswahl solle
dabei jede Einseitigkeit vermeiden, "damit die Kollegen Gelegenheit haben
zu vergleichen, zu prüfen und das Beste aus allen zu wählen."
(ebd.). Dadurch ließe sich das Urteil des Lehrers schärfen und
das Schablonenhafte ablegen.
Aber nicht nur pädagogische
Literatur im engeren Sinne habe die Bibliothek anzuschaffen. "Es müssen
weiter die wichtigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der Hilfswissenschaften
der Pädagogik vorhanden sein; besonders sind hier solche Schriften
zu berücksichtigen, die über das seelische Leben des Kindes uns
Aufschluss zu geben versuchen." (Ebd.)
Im Gegensatz zur mittlerweile
erlangten Anerkennung der Bibliothek standen die ihr verfügbaren Räumlichkeiten.
Es gab zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur ein ‚Bibliothekzimmer`, das an
einem Tag pro Woche auch als ‚Lesezimmer` zu benutzen war. Im ‚Lesezimmer`
konnten die nicht entleihbaren Bücher eingesehen werden (vgl. Gesetze
für die Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und
Erziehungswesens in Hamburg 1901, S. 13). Der Buchbestand wurde entsprechend
seinem Inhalt einem von insgesamt sieben Schränken zugeteilt. Auf
diese Schränke bezogen wurde die Bibliotheksstatistik geführt,
die die Mitglieder der Gesellschaft in den Jahresberichten über die
Entwicklung der Bibliothek unterrichtete. Für das Jahr 1902 und auf
die pädagogische Literatur bezogen liest sich diese Mitteilung so:
"Dieser Schrank zählt jetzt 973 Bände. Im verflossenen Jahr hatte
er 319 Besucher, 162 verschiedene Leser, welche zusammen 657 Bände
dem Schrank entliehen ha-ben." (Studt 1902). Weitere Schränke gab
es für Religion und Philosophie; Belletristik; Literaturgeschichte,
Grammatik und Kunst; Geschichte; Geographie und Naturwissenschaften; Hamburgensien.
Für jeden Schrank gab es ein zuständiges Ausschussmitglied, die
so genannten ‚Schrankvorsteher`, die auch die Buchauswahl betreuten. Wenn
man die zunächst kurios anmutenden Bezeichnungen der Schrankauf-teilung
mit Bibliothekssystematik und die ‚Schrankvorsteher` mit ‚Fachreferenten`
übersetzt, wird ein durchaus durchdachtes Bibliotheksmanagement erkennbar.
Die Aufteilung in Schränke
hatte vor allem jedoch praktische Gründe. Die Gesellschaft wechselte
im Laufe ihrer Geschichte vielfach das Versammlungslokal und mit ihr musste
auch die Bibliothek jedes Mal verlagert werden. Die Schrankorganisation
erleichterte die Umzüge. Je stärker allerdings der Bestand anwuchs
desto schwieriger ließ sich das Schrankprinzip einhalten und umso
aufwendiger wurden die Umzüge. Vor der Eröffnung des Curiohauses
- die Bibliothek befand sich mittlerweile im Dachgeschoss einer Schule
- scheint sich die Situation bis zur Unerträglichkeit gesteigert zu
haben: "Obwohl der verfügbare Platz in einer die Arbeit der Bibliothekare
sowie die Übersicht über die Bibliothek ungemein erschwerenden
Weise ausgenutzt wird, reicht er längst nicht einmal mehr zur bloßen
Unterbringung des vorhandenen Bücherbestandes aus. An stark besuchten
Abenden vermag der enge, dunkle Raum die Zahl der Entleiher nicht mehr
aufzunehmen und die Tätigkeit der Bibliothekare vollzieht sich unter
den ungünstigsten Verhältnissen." (Das Curiohaus 1911-1961 1961,
S. 12 f.).
Mit der Planung und der
Einweihung des Curiohauses am 4. November 1911 zeichnete sich ein Ende
der räumlichen Beengung für die Bibliothek ab, obgleich sich
der Einzug aufgrund von unumgänglichen Nachbesserungen am Bau zunächst
verzögerte. Endlich aber war die Zufriedenheit mit der neuen Unterbringung
allge-mein, denn "die große und starke Bibliothek ist in Räumen
untergebracht, die jeder mit stiller Freude betrachtet, der nur einmal
im Lesezimmer oder in der Bücheraus-gabe geweilt hat." (Stoll / Kurtzweil
1930, S. 11).
Die Freude an den verbesserten
Benutzungsbedingungen der Bibliothek hielt nicht lange an. Nach Ausbruch
des Ersten Weltkrieges gingen die Benutzungszahlen stark zurück, neue
Bücher konnten nicht mehr erworben werden. Erst Ende 1918 normalisierte
sich der Bibliotheksbetrieb wieder und die Benutzer- und Ausleihzahlen
stiegen bis 1933 stetig an.
Am 27. April 1933 beschloss
eine außerordentliche Hauptversammlung der Ge-sellschaft ihren Eintritt
in den NSLB. Eine aus Sicht der NSLB-Funktionäre ärgerliche fiskalische
Problematik war jedoch die Übertragung der Vermögenswerte, so
auch der Bibliothek. Eine Zwischenlösung bildete der Beschluss, die
Gesellschaft als eine Abteilung Wirtschaft und Recht des NSLB Gau Hamburg
(Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens)
weiterzuführen. Die vollständige Enteignung der Gesellschaft
erfolgte 1937 mit der Übertragung des Gesamtvermögens an den
NSLB, Bayreuth (vgl. Das Curiohaus 1911-1961).
Zu jenem Zeitpunkt hieß
die Bibliothek der Gesellschaft bereits Hansische Lehrerbücherei,
vermutlich nicht zuletzt deshalb, um die lange gewohnte Bezeichnung ‚Bücherei
der Gesellschaft` in Vergessenheit geraten zu lassen.
Die zu jener Zeit offensichtliche
Bedeutung des Bibliotheksbestandes sowohl in qualitativer als auch in quantitativer
Hinsicht wird durch die Tatsache belegt, dass die Bibliothek der Gesellschaft
zu den vier wichtigsten Lehrerbibliotheken Deutschlands gerechnet wurde.
In einem Rundschreiben des NSLB aus dem Jahr 1939 wer-den die Deutsche
Lehrerbücherei, die Comenius-Bücherei - 1935 in Hans-Schemm-Bücherei
umbenannt - die Süddeutsche Lehrerbücherei und die Hansische
Lehrerbücherei der Reichswaltung des NSLB unmittelbar unterstellt
(vgl. BBF/DIPF-Archiv, DLB).
1943 ist die Bibliothek
von einer "Bombenkatastrophe" erschüttert worden. Verluste gab es
scheinbar sowohl bei Zeitschriften als auch bei Büchern. Der wohl
bedeutendste Verlust war die Vernichtung der ‚Schulgeschichtlichen Sammlung`,
wie einem Schreiben des Gaukassenwalters an die Reichswaltung des NSLB,
Reichskassenwalter, vom 4. 9. 1943 zu entnehmen ist (Bundesarchiv NS 12,
Nr. 650d).
Unmittelbar nach Kriegsende
und noch vor der Wiederbegründung der Gesellschaft am 1. November
1945 konnte die Bibliothek in ihren Räumen im Curiohaus die Arbeit
wieder aufnehmen. 1948 trat die Gesellschaft der GEW als Mitglied bei und
bildete in ihr den Landesverband Hamburg. Im Laufe der Jahre verlor dann
die Erinnerung an die eigenen Wurzeln an Bedeutung. Bis 1976 blieb der
ursprüngliche Name an erster Stelle, gefolgt von Gewerkschaft Erziehung
und Wissenschaft, Landesverband Hamburg, dann kehrte sich die Reihenfolge
um in Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Hamburg, Gesellschaft
der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens. In dieser
Form ist der Name bis heute erhalten geblieben.
Auch die Bibliothek hat
an Bedeutung eingebüßt, denn die Fortbildung der Mit-glieder
im Sinne der Vereinsgründer findet sich als Zielsetzung in den Satzungen
des GEW-Landesverbands Hamburg nicht mehr. In den ‚Gesetzen der Gesellschaft`
aus dem Jahr 1901 wird die Bibliothek an zweiter Stelle jener Mittel aufgeführt,
durch die die Zwecke der Gesellschaft erreicht werden sollen. In den Satzungen
nach 1952 findet sie dagegen keinerlei Erwähnung mehr, sondern verbirgt
sich hinter jenen ‚Einrichtungen`, deren Inanspruchnahme allen Mitgliedern
frei steht (§ 10).
In den 1970er Jahren wurde
die Notwendigkeit der Unterhaltung einer eigenen Bibliothek zunehmend in
Frage gestellt. Die Lehrerausbildung und die dafür erforderliche Literaturversorgung
war Hochschulen und Universitäten übertragen worden, und die
Gehälter der Lehrer befanden sich längst in einer Größenordnung,
die den Kauf eigener Literatur ermöglichten.
So kam es in den frühen
1970er Jahren zu Buchverkäufen, bis Mitte der 1970er Jahre eine neue
Perspektive für die Bibliothek in Form einer neu gegründeten
Stif-tung gefunden wurde. Diese Lösung trug bis Anfang der 1990er
Jahre, als schließlich ernsthafte Bemühungen unternommen wurden,
die Bibliothek als Ganzes abzugeben. Als Interessent hatte sich u.a. die
Universität Lüneburg beworben, die schließlich den Zuschlag
erhielt. 1995 wurde die Bibliothek nach Lüneburg verlagert, wobei
die mit der Bestandsübernahme verbundenen Erwartungen heute nicht
mehr deutlich er-kennbar sind. Angesichts ihrer begrenzten personellen
Ressourcen fand die Universi-tätsbibliothek Lüneburg nie eine
Möglichkeit, den Bestand in einer den neuen Technologien angemessenen
Form den Benutzerinnen und Benutzern zur Verfügung zu stellen. Deshalb
wurde in Absprache mit der GEW Ende der 1990er Jahre ein neuer Standort
gesucht und in der BBF gefunden. Zuvor mussten allerdings durch das Deutsche
Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) bedeutende
Investitionen in eine neue Regalanlage geleistet werden, die jedoch durch
den Wert des Bestandes aufgewogen werden. Anfang 2001 fand der Umzug statt,
und am 11. Oktober 2001 lud die BBF zur feierlichen Übergabeveranstaltung
ein (vgl. Gehlen 2002, Göbel 2002, Tagesspiegel vom 29.10.2001).
Die Übernahme der GEW-Bibliothek
erfolgte in dem Jahr, in dem die BBF ihren 125. Geburtstag feierte. In
diesem Zusammenhang lag es nahe, zu überprüfen, ob es zwischen
beiden Bibliotheken in der Vergangenheit schon Berührungspunkte gab.
Tatsächlich lassen sich mehrere Kontakte feststellen, informeller
aber auch offizieller Art.
Die engste Beziehung zwischen
beiden Bibliotheken gab es wohl in der dunkelsten Phase der deutschen Geschichte,
während des ‚Dritten Reichs`. Ein Beispiel dafür war etwa der
Austausch von Dubletten. Am 28. Juli 1942 findet sich vom Leiter der Deutschen
Lehrerbücherei ein Eintrag in seinem Bibliothekstagebuch. Darin heißt
es: "Besuch des Studienassessors Schulz von der Hansischen Lehrerbücherei
und des Pädagogischen Instituts der Hansestadt Hamburg zwecks Auswahl
von ausgeschiedenen Büchern der Deutschen Lehrerbücherei (sogenannte
Doppelstücke). Stud. Ass. SCHULZ blieb 3 Tage in der Bücherei."
(vgl. Ritzi 2001, S. 98).
Die Rückkehr dieser
1942 abgegebenen Bücher ist eher als Kuriosum anzusehen. Der gesamte,
85 000 Bände umfassende Bestand der ehemaligen Bibliothek der Gesellschaft
ist dagegen für die BBF und damit für die Historische Bildungsforschung
ein beträchtlicher Gewinn. Er schließt nicht nur bestehende
Lücken, sondern ergänzt den eigenen Bestand vor allem durch die
sorgfältig gesammelte pädagogische Literatur Norddeutschlands.
Nutzbar ist der Bestand
bereits, jedoch derzeit noch über einen Zettelkatalog und damit nur
vor Ort recherchierbar. Die Eingabe der bibliographischen Daten in die
Datenbank Bildungsgeschichte Online erfolgt jedoch bereits kontinuierlich,
so dass in absehbarer Zeit der Reichtum dieses Bestandes auch über
das Internet einsehbar sein wird.
Literatur
150 Jahre Gesellschaft der
Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens. Hamburg 1955.
150 Jahre Gesellschaft der
Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens 1805-1955.
(Hamburger Lehrerzeitung. Festausgabe). Hamburg 1955.
175 Jahre Gesellschaft der
Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens. Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft Landesverband Hamburg. Hamburg 1980.
Das Curiohaus 1911-1961.
Ein Beitrag zur Geschichte der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen
Schul- und Erziehungswesens in Hamburg. Hamburg 1961.
Denkschrift zur 75jährigen
Jubelfeier des Bestehens der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen
Schul- und Erziehungswesens in Hamburg am 3. November 1880. Hamburg 1880.
Festgabe zur Weihe des Curio-Hauses.
4. November 1911. Hamburg 1911.
Gehlen, G.: Die Bibliothek
der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens
wird übernommen. In: Mitteilungsblatt der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche
Forschung 2002, H. 1, S. 7-10.
Gesetze für die Gesellschaft
der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens in Hamburg
(Revidiert im Jahre 1901). Hamburg 1901.
Göbel, P.: Ansprache
anlässlich der Übergabe der GEW-Bibliothek an die Bibliothek
für Bildungsgeschichtliche Forschung. In: Mitteilungsblatt der Bibliothek
für Bildungsgeschichtliche For-schung 2002, H. 1, S. 15-18.
Das Hamburger Lehrervereinshaus.
Hamburg 1908.
Kemnitz, H.: Vom Lesezirkel
zur Lehrerbibliothek. Ein Beitrag zur Vorgeschichte der Deutschen Lehrerbücherei.
In: Ritzi, C./Geißler, G. (Hrsg.): Wege des Wissens. Berlin 2001,
S. 9-23.
Kopitzsch, F.: Von Johann
Carl Daniel Curio, Peter Breiß, der "Gesellschaft der Freunde" und
ihrer Bibliothek. In: Mitteilungsblatt der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche
Forschung 2002, H. 1, S. 10-15.
Lost, C.: Der Pestalozzi-Fröbel-Verband
und sein Archiv. In: Mitteilungsblatt der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche
Forschung 2002, H. 1, S. 18-29.
Satzung der Gesellschaft
der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens. Gewerk-schaft
Erziehung und Wissenschaft Landesverband Hamburg. Hamburg 1952. 1959. 1967.
Satzung der Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Hamburg, Gesellschaft der Freunde
des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens, gegründet 1805.
Hamburg 1976.
Stoll, H./Kurtzweil, H.:
Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens
in Hamburg 1905-1930. Zum Gedenktag ihres 125jährigen Bestehens am
3. November 1930. Hamburg 1930.
Stoll, H.: Festschrift zur
Hundertjahrfeier 1805-1905. Hamburg 1905.
Studt, J.: Die Notwendigkeit
einer Ausgestaltung unserer Bibliothek. In Pädagogische Reform. Bei-lage
zu Nr. 42. 26 (1902).
Wedderihn, J. E.: Rede bei
der vier und dreißigsten Stiftungs-Feier der Gesellschaft der Freunde
des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens in Hamburg am 9. November
1839. Hamburg 1839.
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