Funktion, Rolle und Aufgaben heutiger Schulaufsicht sind in fast allen Bundesländern neu gedacht und umgestaltet worden, da selbständige und eigenverantwortliche Schulen eine andere Schulaufsicht benötigen als in der Vergangenheit. Beratung und Unterstützung von Schulen stehen jetzt im Vordergrund, staatliche Kontrolle soll im Sinne eines Controllings, also einer Überprüfung der Zielerreichung ausgeübt werden. Ein wesentliches neues Instrument ist die Überprüfung von Schulen in bestimmten Zeitabständen von außen durch Qualitätsanalyse-Teams.

Als Beitrag zur Diskussion unter historischer Perspektive soll die Forschungsarbeit auf der Grundlage von Aktenbeständen der Schulämter und Bezirksregierungen eine umfassende Darstellung von rechtlichen, schulfachlichen und organisatorischen Strukturen der Schulaufsicht für den niederen Bildungssektor von 1945 bis 1965 in Nordrhein-Westfalen liefern, wobei Umbrüche nach 1945 und die schulaufsichtliche Steuerung der Schulentwicklung in der Nachkriegszeit im Vordergrund stehen. Dem Untersuchungsteil geht eine knappe Darstellung der Entwicklungslinien von Schulaufsicht in Deutschland voran.

Der berufsbiografischen Sicht auf „den Schulrat“ als unterem staatlichen Organ der Schulaufsicht in Nordrhein-Westfalen wird ein Teil der Untersuchung gewidmet. Dabei sollen Herkunft, beruflicher Werdegang und Qualifikationen für dieses Amt, aber auch die Auswahl unter Berücksichtigung des Frauenanteils untersucht werden. Weitere Aspekte sind professionelles Rollenverständnis, Handlungsfelder und Handlungsmöglichkeiten der Schulräte und Schulrätinnen innerhalb der Bildungshierarchie im Spannungsfeld von Beratung und Kontrolle als Schlüsselfunktionen von Schulaufsicht.

Die Steuerungsprozesse der Schulaufsicht für die Schulentwicklung der Volksschulen sollen anhand von Protokollen der Schulrätetagungen und anhand von Revisionsberichten über Schulen untersucht werden, wobei der bildungspolitische Neubeginn nach 1945, die Einführung neuer Richtlinien und Lehrpläne für die Volksschulen bis zu ihrer Umgestaltung in Grund- und Hauptschulen berücksichtigt werden.