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HBO Datenbank - Projekt

Projektleiter, Anprechpartner: Schmidtke, Adrian
Name des Projektes: Körperformationen: Fotoanalysen zur Formierung und Disziplinierung des Körpers in der Erziehung des Nationalsozialismus.
Vorauss. Abschluss: 2006
Anschrift, Institut:
Dr. des. Adrian Schmidtke

Pädagogisches Seminar der Universität Göttingen, Baurat-Gerber-Str. 4/6, 37073 Göttingen

Fon: 0551-399448 Fax: 0551-3914054
Darstellung des Forschungsvorhabens:

Darstellung des Forschungsvorhabens

Zu kaum einer Zeit seit der Antike wurde dem Körper innerhalb erzieherischer Prozesse derartige Aufmerksamkeit zuteil, wie in der Erziehung des Nationalsozialismus. Betrachtet man die pädagogische Historiographie zur NS-Erziehung, so wird ganz überwiegend der Eindruck erweckt, als habe es sich dabei zuvorderst um eine Pädagogik der Gleichschaltung, Formierung und Militarisierung gehandelt, was auch und gerade für die Körpererziehung gelten müsste. Im vorliegenden Projekt wurde dieser Annahme anhand der (innerhalb der historischen Erziehungs- und Bildungsforschung immer noch stark vernachlässigten) Analyse historischer Fotografien nachgegangen. Dabei stand vor allem die Frage im Vordergrund, ob es so etwas wie einen nationalsozialistischen Körperhabitus gegeben hat, der sich an den fotografischen Darstellungen von Kindern und Jugendlichen ablesen lässt.

Anders als erwartet, zeigen die Fotografien ein weitaus uneinheitlicheres Bild von Körperlichkeit, als es die pädagogische Historiographie zum Nationalsozialismus nahelegt. Überraschenderweise gilt dies auch da, wo mit der weitgehend staatlich kontrollierten professionellen Fotografie das bewusste und beabsichtigte - kurz: das offizielle - Selbstbild der NS-Erziehung repräsentiert wird. Insbesondere die Darstellung der Mädchen und jungen Frauen gerät uneinheitlich und zum Teil widersprüchlich. Andererseits lassen sich auch bestimmte - männliche und weibliche - Idealtypen ausmachen, die bisherige Befunde bestätigen und erweitern.

Mit der Identifikation der dargestellten Typen oder der häufigen Anwesenheit von Uniformen, Emblemen und Symbolen allein lässt sich jedoch nicht der hohe Widererkennungswert von NS-Fotografien erklären, die ganz überwiegend auch von Laien historisch problemlos zugeordnet werden können. Einen möglichen Erklärungsansatz, was denn das genuine Moment der nationalsozialistischen Körperdarstellung in erzieherischen Kontexten ausmacht, bietet ein genauerer Blick auf die Ebene der Bildgestaltung. Diese zeigt das regelmäßige Bemühen der Fotografen (und/oder ihrer Auftraggeber) um die Einbindung des Einzelnen in strenge formale Strukturen, wie Diagonalen oder die - zumeist militärisch ausgerichtete - Ordnung von Gruppen, die zumindest in ihrer Vehemenz ein Spezifikum der NS-Fotografie zu sein scheinen.

Benutzte Materialien: Fotografien

Status:

Dissertation im Rahmen des DFG-Projekts ``Der Körper in der Erziehung des Nationalsozialimus`` (im September 2006 von der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen als Dissertation angenommen). Weitere Informationen unter: http://wwwuser.gwdg.de/~aschmidb/bilder/

Schlagwörter: Bildungsgeschichte; Forschungsprojekt; Fotografie; Körperdarstellung; Antike; Erziehung; Nationalsozialismus
Eingetragen von: barkowski@bbf.dipf.de
Erfassungsdatum: 19. 10. 2006
Korrekturdatum: 19. 10. 2006