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Tagungsbericht über die 10. Tagung
des AVE
„Elementarbildung und Berufs(aus)bildung in und außerhalb der Schule
1450-1750“
10.-12. November 2004, Universität Bielefeld, Zentrum
für interdisziplinäre Forschung (ZIF).
Die Geschichte der gelehrten Bildung des „Abendlandes“ hat sich seitens
der Historischen Pädagogik von jeher intensiver Aufmerksamkeit erfreut.
Zum einen lag dies sicher in der engen Affinität des persönlichen
Berufsfelds der Forschenden zu ihrem Untersuchungsgegenstand, zum anderen
auch in einer günstigen Quellenlage, haben doch die Institutionen der
„höheren“ Bildung wie die Absolventen dieser Institutionen selbst oft
für eine umfassende Dokumentation ihrer Bildungsleistungen Sorge getragen.
Dagegen stand die „zweite Traditionslinie“ im „Lehrplan“ des Abendlandes,
nämlich die Geschichte der Elementarbildung und der damit verbundenen
Berufsausbildung in der Frühen Neuzeit, lange Zeit im Schatten dieser
Forschungen, nicht zuletzt, weil die Quellenlage einzig den Zugang über
wenige normative bzw. institutionelle Dokumente zuzulassen schien.
Auch die Annahme, dass die unter dem Begriff der „Elementarbildung“ verstandenen
Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen sowie die alles dominierende
religiöse Erziehung erst im 19. Jahrhundert regelrecht institutionalisiert
worden seien, wurde durch eine Quellenrezeption suggeriert, die sich auf
die utilitaristische Schulgesetzgebung und die kritischen, aufklärerisch-philantropischen
Erziehungsschriften des 18. Jahrhunderts stützte. Schließlich
übertrug die traditionelle Erziehungswissenschaft mit ihrer Unterscheidung
zwischen einer „Kultur der Schriftlichkeit“ als „gelehrter“ Kultur und einer
Kultur der handwerklichen Berufsausbildung als „praktischer Wissensaneignung“
die Perspektiven eines modernen, differenzierten Bildungssystems auf Bildungsformen
der Frühen Neuzeit, denen eine solche Betrachtungsweise kaum gerecht
werden kann.
Diese Forschungsparadigmen gründlich ins Wanken gebracht zu haben,
ist ein Verdienst von Alwin Hanschmidt (Vechta) und Hans-Ulrich Musolff
(Bielefeld), die Fachleute der „niederen“ Bildung aus verschiedenen Disziplinen
auf der 10. AVE-Tagung im Bielefelder ZiF zusammenführten. In seiner
Begrüßung umriß Alwin Hanschmidt (Vechta) die defizitäre
Forschungslage, die schon chronologisch als „Tal“ zwischen den Forschungsschwerpunkten
„Reformationszeit“ und „Aufklärung“ klaffe und zugleich ein soziales
Stratum von etwa 90% der städtischen und ländlichen Bevölkerung
dieser Zeit betreffe, über deren Wissenserwerb nur wenig bekannt sei.
Hier sei die Frage nach den jeweiligen Alltagsanforderungen an das Bildungsniveau
und die wirtschaftlichen Zusammenhänge, die das „Anlernen“ bedingten,
ebenso zu berücksichtigen wie regionale und lokale Voraussetzungen,
die sich aus der territorialen und konfessionellen Vielfalt des Deutschen
Reichs, aus den unterschiedlichen Konfessionalisierungsparadigmen sowie den
wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen ergäben.
In seinem einleitenden Referat, das „Elementarbildung und Berufs(aus)bildung
aus historischer Sicht“ beschrieb, präzisierte Hanschmidt diesen Forschungsrahmen.
Ausgehend von der Schulgesetzgebung des 18. Jahrhunderts, entfaltete er die
Vorgeschichte dieser Gesetzgebung und ihre zentrale Absicht der christlichen
Unterweisung, das „duale System“ der spätmittelalterlichen Schullandschaft
mit kirchlichen Lateinschulen und städtischen „Teutschen Schulen“, das
den Bedarf nach „Bildungswissen“ wie nach „Handlungswissen“ abdecken sollte
und im Zuge der Reformation in einen „gemischten“ Schultyp mündete.
Flächendeckende Unterrichtung im Katechismus sowie in Grundzügen
des Lesens und Schreibens blieben die Aufgaben dieser Schulform unter landesherrlicher
Kirchenaufsicht bis ins 18. Jahrhundert hinein, flankiert von einer Fülle
privater Winkelschulen. Ob die Schullandschaft eher von konfessionellen Unterschieden
oder konfessioneller Konkurrenz geprägt sei, war eine auch in der späteren
Diskussion aufgenommene Frage. Sehr viel weniger standardisiert, mithin auch
weniger gut erforschbar, zeige sich dagegen die Sphäre der Berufsausbildung.
Gegenüber der „arkanen“ Werkstatt des Handwerkers und des Prinzips der
Lehre durch Nachahmung erforderten freilich kaufmännische Tätigkeiten
eher formalisierte Wissensinhalte und in gewissem Maße auch die Rezeption
von Fachliteratur.
Die Reihe der Fallstudien leitete Margret Wensky (Bonn) mit einem nicht
nur in der Frauen- und Geschlechtergeschichte prominenten Sujet ein, als
sie über die „Elementarbildung und Berufsausbildung von weiblichen Handwerkslehrlingen
in Köln im 15. Jahrhundert“ sprach. Als eine der bevölkerungsstärksten
Städte des Heiligen Römischen Reichs bot diese Metropole des Exportgewerbes
mit ihrer hochentwickelten arbeitsteiligen Stadtwirtschaft Frauen in zahlreichen
Sparten des Textilgewerbes und der Produktion von Luxus- und Fernhandelsgütern
(Seidenweberei, Goldspinnerei) qualifizierte Arbeitsplätze und reguläre
Lehrverhältnisse im Rahmen eigener Frauenzünfte. Die gute Ausbildung
der Töchter, die auch Kompetenzen in den drei Elementarfähigkeiten
umfasste, stellte eine wesentliche Mitgift dar. Für den Niedergang der
Frauenzünfte wie der weiblichen Lehrlingsausbildung im Köln des
16. Jahrhunderts machte die Referentin „soziale Verkrustungen, verpasste
Innovationen und Konjunkturschwankungen“ im Exportgewerbe verantwortlich.
Innerhalb des Reiches blieb Köln – auch hinsichtlich der zeitweiligen
zunftmäßigen Einbindung von Frauen ins Handwerk – ein Sonderfall.
Um männliche Handwerkstätigkeit ging es denn auch im Referat von
Kurt Wesoly (Bonn) zur „Elementarbildung und Berufsausbildung von Handwerkslehrlingen
vorwiegend am Mittel- und Oberrhein im 16. und in der 1. Hälfte des
17. Jahrhunderts“. Während die Quellenlage Informationen über formale
Zunftanforderungen, auch über Lehrzeiten und –kosten ermöglicht,
liefert sie hingegegen kaum präzise Aufschlüsse über Lehr-
und Prüfungsinhalte, zumal standardisierte Handwerksordnungen in der
frühen Zeit fehlen. Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben verlangten
explizit erst einzelne Handwerksordnungen des 18. Jahrhunderts; zünftische
Quellen bezeugen hingegen auch für frühere Zeiten ihren Angehörigen
Schriftkenntnisse. Dass in den Städten daher eine umfassende Beschulung
aller Kinder stattgefunden haben müsse, wurde in der folgenden Diskussion
allerdings bezweifelt.
Einen konkreten Zusammenhang zwischen elementarer Bildung und Berufsanforderungen
konnte dagegen Reiner Praß (Paris/Erfurt) in seinen Untersuchungen
zu „Ausbildung und Schriftkenntnisse(n) bei Thüringer Bauhandwerkern
1600-1750“ belegen. Auf eine in Thüringen seit dem 17. Jahrhundert
etablierte Praxis, die vom Bauhandwerk vor allem bei kirchlichen und öffentlichen
Aufträgen Kostenvoranschläge, Verträge und Abrechnungen forderte,
reagierten die lokalen Handwerksordnungen des 18. Jahrhunderts, die beim
Aufdingen bzw. beim Lossprechen der Lehrlinge Lese- und Schreibkenntnisse
verlangten. Für die Relevanz des Zeichenunterrichts gab es ebenfalls
schulische Belege, gehörte doch seit dem Ausgang des 16. Jahrhunderts
die Anfertigung von Rissen zum Kanon der Meisterprüfungen bei Bauhandwerkern
und Zimmerleuten. Goethes Wertschätzung des Thüringer Bauhandwerks
finde so, laut Prass, eine Ursache im Bildungsniveau seiner Vertreter.
Die Quellen des poetischen Wissens einer anderen handwerklichen Klientel
recherchierte Marcel Lepper (Berlin) in seinem Vortrag „Wo die Meistersinger
das Lesen lernten. Elementarbildung in Nürnberg um 1500“. Am intellektuell
wie infrastrukturell privilegierten Bildungsstandort Nürnberg schlug
der quasi zünftig organisierte Meistersang eine Brücke zur oberschichtigen
Bildung. Zahlreiche Lateinschulen wie Schreib- und Rechenschulen beförderten
u.a. eine Diffusion humanistischen Bildungsguts ins Handwerkermilieu. Für
das Zusammenwirken schreibschulischer Alphabetisierung, handwerklicher Ausbildung
und autodidaktischer Praxis im Meistersang legt der Lebenslauf Hans Sachsens
ein eindrucksvolles Zeugnis ab. Wie repräsentativ diese individuelle
Biographie allerdings sein kann, blieb eine offene Frage.
Die zweite Sektion der Tagung konzentrierte sich auf Bildung und Ausbildung
im Kaufleutemilieu:
Hans-Ulrich Musolff (Bielefeld) prüfte in seinem Referat „Zur Ausbildungsfunktion
des Soester Gymnasiums für nichtakademische Berufe im späten 17.
und frühen 18. Jahrhundert“ die in der Rezeption aufklärerischer
Kritik begründete These Karl-Ernst Jeismanns, das Soester Gymnasium
habe dem zeitgenössischen Bildungsbedarf nicht entsprochen. Anhand des
Schülerverzeichnisses des Rektors Harhoff (1685-1708) ließen sich
die Curricula von ca. 800 Schülern auswerten. Bei einer ausgewogenen
Zusammensetzung des Handwerker- und Kaufleutenachwuchses in den unteren Klassen
besuchten Handwerkersöhne zumeist nur diese, während in der Mittel-
und Oberstufe eher zukünftige Kaufleute und Akademiker zu finden waren.
Obwohl Mathematikunterricht nicht im Stundenplan des Rektors vorgesehen war,
wurde er nachweislich erteilt. Mit einer angesichts der stagnierenden Soester
Stadtwirtschaft relativ hohen Anzahl von 50 Schülern pro Jahrgang habe
das Gymnasium sehr wohl Ausbildungsrelevanz für die städtische
Gesellschaft wie für das Soester Umland gehabt. Nachfragen aus dem Auditorium
richteten sich - wie gemeinhin bei seriellen Quellenauswertungen – auf die
Repräsentativität des Samples und die Angemessenheit der Berufsvariablen.
Auf frühneuzeitliche Verhältnisse kaum übertragbar dürfte
die Kritik sein, dass individuelle elterliche Wünsche die schulische
Ausbildung eher beeinflußt hätten als die vorgegebenen Karrieremuster
der ständischen Gesellschaft, an denen sich Variablenvergabe und Auswertung
zu Recht orientiert hatten.
Einen durch seine Informationsfülle beeindruckenden Überblick
über die Bedingungsfaktoren der „Berufsbildung deutscher Kaufleute im
späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit“ gab Hanns-Peter Bruchhäuser
(Magdeburg). Die Eigenart der kaufmännischen Sozialsphäre und die
Erfordernisse insbesondere nach der „Seßhaftwerdung“ des Berufsstandes
intensivierten die Schriftlichkeit des Geschäftsbetriebs und veränderten
die städtische Schullandschaft im Spätmittelalter durch Gründung
der „Teutschen Schulen“. Nicht unwidersprochen blieben seine Thesen, die
„Klerikalisierung“ infolge der Reformation hätten die öffentlichen
Schulen ihrer berufsvorbereitenden Funktion beraubt und die Territorialisierung
des Handels im Merkantilismus habe zum Niedergang des Berufsstandes beigetragen.
In der dritten Sektion standen „Soldaten und Lehrer“ im Mittelpunkt der
Beiträge:
Bettina Blessing (Regensburg) referierte über „Konzepte der Elementarbildung
und die Lebenswelt der Lehrer deutscher Schulen. Das Regensburger Beispiel
von der Reformation bis 1750“. Der multikonfessionelle Sitz des Reichstags
hielt ein breites Angebot an öffentlichen und privaten Schulen vor,
bei deren Besuch Konfessionsgrenzen nicht die vorherrschende Rolle spielten.
Gegenüber den gut belegten Inhalten des Elementarunterrichts sind standardisierte
Anforderungen an die Lehrerausbildung und die jeweiligen Einkünfte allerdings
kaum nachweisbar. Den zunehmenden Ausschluß von Frauen aus dem Regensburger
Lehrpersonal werteten die DiskutantInnen als lutherisches Spezifikum, da
sowohl das katholische wie das hugenottische Schulwesen in großer Anzahl
Lehrerinnen beschäftigt habe.
„Von der Pike auf – Bildung und Ausbildung von Soldaten und Offizieren 1650-1750“
überschrieb Daniel Hohrath (Esslingen) seinen Vortrag. Mit der Bildung
stehender Heere und ihrer „Verobrigkeitlichung“ habe die Frage nach der soldatischen
Ausbildung vor allem für Sondergruppen (Artillerie) an Bedeutung gewonnen.
Vorherrschendes Prinzip blieb das „learning by doing“, wobei Lese- und Schreibkenntnisse
beförderungsrelevant waren. Ritterakademien und Kadettenkorps vermittelten
vorwiegend adlige Standesbildung; erst seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
entwickelte die junge Militärwissenschaft das aufgeklärte Leitbild
des „gebildeten Offiziers“.
Solche militärisch „gebildeten“ Offiziere wiederum investierten ihre
Kenntnisse und pädagogischen Absichten häufig in die Gründung
von Regimentsschulen, doch verfolgte die „Bildung von Soldatenkindern im
18. Jahrhundert“ mit der Absicht von Sozialdisziplinierung und Selbstrekrutierung
des Militärstands gleiche Ziele auf sehr unterschiedlichen Wegen, wie
Jutta Nowosadtko (Essen) anhand des Kursächsischen Militärerziehungsinstituts
in Dresden, sowie der Potsdamer und der Münsterschen Garnisonsschulen
nachweisen konnte.
Die vierte Sektion der Tagung wimete sich der Bildung von Mädchen und
Frauen anhand dreier Fallstudien aus unterschiedlichen Konfessionen. Mit
dem beeindruckenden Projekt einer Datenbank über die Franckeschen Schulen
in Halle stellte Juliane Jacobi (Potsdam) das pietistische Mädchenerziehungskonzept
vor. Im Rahmen der „Elementar- und Berufsbildung der Mädchen im Halleschen
Waisenhaus“ erhielt diese – zahlenmäßig den Jungen unterlegene
- Gruppe die gleiche Elementarerziehung und eine „berufliche“ Ausbildung
für innerhäusliche Tätigkeiten im Rahmen der frühneuzeitlichen
Geschlechterrollen.
Während über die Hallischen Erzieherinnen nur wenig bekannt ist,
standen ihre katholischen Berufskolleginnen im Mittelpunkt eines Referats
zu „Semireligiosentum und Mächenbildung. Schulehaltende Devotessen im
frühneuzeitlichen Köln“ von Andreas Rutz (Bonn). Auf Initiative
der religiösen katholischen Frauengemeinschaften entwickelte sich ein
erstaunlich dichtes Netz von Mädchenschulen in- und außerhalb
Kölns bis in die kleinsten Ortschaften hinein, die von der Mobilität
und Flexibilität der Semireligiosen profitierten. Da Katechese, Glaubens-
und Sittenlehren die Schwerpunkte des Unterrichts bildeten – obwohl Lesen
und Schreiben auch auf den Lehrplänen stand – scheint es kaum verwunderlich,
dass zwischen der Schuldichte und dem Grad weiblicher Alphabetisierung kaum
ein Zusammenhang hergestellt werden kann, obwohl dies in anderen konfessionellen
Kontexten durchaus möglich sein kann.
Dies zeigte der folgende Beitrag von Franziska Heusch (München), die
über die „Elementare Mädchen- und Jungenerziehung bei den Berliner
Hugenotten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts“ sprach. Das differenzierte
und straff kontrollierte hugenottische Schulwesen resultierte mit seinen
vergleichsweise anspruchsvollen Lehrplänen aus den hohen Anforderungen
der gemeindlichen Selbstverwaltung an Schriftlichkeit. Bis zur Aufhebung
der Koedukation nach der Mitte des 18. Jahrhunderts räumte es dem Lehrunterricht
Priorität vor dem Arbeitsunterricht ein. Erst danach erhielt die Arbeitsunterweisung
in der Mädchenerziehung eine tragende Rolle, die auch durch die (außerhalb
der Hugenottengemeinde umstrittene) Vermittlung von Mädchen in Lehren
beim hugenottischen Textilgewerbe motiviert war. Zweifellos verdankten sich
Exklusivität und Qualität der hugenottischen Bildungsanstalten
den Bemühungen einer konfessionellen Minderheit um die Wahrung ihrer
Identität.
Die fünfte und letzte Sektion war der Elementarbildung auf dem Lande
gewidmet. Über die „Elementarbildung in bäuerlichen Familien in
der Pfalz und in Rheinhessen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts“
informierte Frank Konersmann (Bielefeld). Am Beispiel bäuerlicher Schreibe-
und Rechnungsbücher mennonitischer und reformierte Bauernfamilien wies
er die Wirkungsmacht vieler in der Alphabetisierungsforschung eingeführter
Indikatoren nach, die zur Verbreitung elementarer Kulturtechniken auf dem
Lande beigetragen haben: Charakteristika der Konfessionalisierung und Schuldichte,
Verschriftlichungs- und Verrechtlichungsprozesse, Besitzverhältnisse
und Marktanbindung konnten als positive Einflußfaktoren exemplarisch
aufgezeigt werden.
Hingegen verengte Mareike Menne (Paderborn) ihre im übrigen sehr informativen
Ausführungen über die „Untertanenpflicht im Hochstift Paderborn
– Beginn und Erfolg der Schulpflicht im 17. Jahrhundert“ auf eine unnötig
schmale Deutung, indem sie die schulpolitischen Reformen des Paderborner
Fürstbischofs auf die Strategie eines um seine „Fama“ bemühten
barocken Landesfürsten reduzierte.
Obwohl die Schlussdiskussion einige Desiderate aufzählte – wie den
Verzicht auf die Darstellung der jüdischen Elementarbildung, das Fehlen
eines internationalen Vergleichs und ein grundsätzliches Manko aussagekräftiger
„früher“ Quellen - fiel die Bilanz der Tagung äußerst
positiv aus. Dass die frühneuzeitliche Grundbildung Kompetenzen in Mathematik
und Fremdsprachen mit umfasste, war nur eines der bisher nicht bekannten
Ergebnisse. Neue Anstöße erhielt die Frauen- und Geschlechtergeschichte,
die unter anderem noch ausführlicher darüber diskutieren muss,
ob Handarbeiten bzw. „weibliche Fertigkeiten“ zur berufsvorbereitenden Bildung
der Frauen in der Frühen Neuzeit gehörten oder nicht. Weitere
Aufmerksamkeit verdienen die Vermittlungsorte von Bildung im allgemeinen,
wie auch die Details handwerklich-zünftiger Ausbildung, die noch viel
zu wenig erforscht sind.
Dass die Tagungsbeiträge, wie geplant, möglichst bald publiziert
und einem breiteren Fachpublikum zur Verfügung gestellt werden, ist
sehr zu wünschen.
Kontakt: PD Dr. Hans-Ulrich Musolff, Universität Bielefeld, Fakultät
für Pädagogik, Postfach 100131, 33501 Bielefeld, Tel.: 0521/106
3320, Fax: 0521/106 6028, E-Mail: hans-ulrich.musolff@uni-bielefeld.de
Dr. Andrea Hofmeister
c/o Max-Planck-Institut für Geschichte
Hermann-Föge-Weg 11
37073 Göttingen
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