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HBO Datenbank - Projekt

Projektleiter, Anprechpartner: Grewing, Ben
Name des Projektes: "Die Mentalitaet des `neuen Buergertums` im 19. Jahrhundert: Studien zur rheinischen Gymnasiallehrerschaft im Kontext buergerlicher Aufbrueche"
Vorauss. Abschluss: 2006
Darstellung des Forschungsvorhabens:

Die Gesellschaft von heute ist ohne Bezugnahme auf das ‚Bürgertum’ kaum zu verstehen. Eine ideale Bürgergesellschaft als Gesellschaft mündiger, vernünftiger, leistungsorientierter, gebildeter Individuen, wie sie im 18. Jahrhundert vorgedacht worden ist, ist auch heute noch für Teile unserer Gesellschaft prägend. Gymnasiallehrer bildeten im Bürgertum des 19. Jahrhunderts eine Gruppe, die erst im Verlauf dieses Jahrhunderts festere Konturen annahm. Gymnasiallehrer waren aber Teil des Bürgertums, weil sie mit anderen Gruppen des Bürgertums durch Merkmale einer gemeinsamen Mentalität verbunden waren.

Die Untersuchung fragt, welche materiellen und sozialen Hintergründe für die spezifische Mentalität rheinischer Gymnasiallehrer bestimmend waren. In einem weiteren Rahmen soll gefragt werden, welchen Zusammenhang es zwischen der individuellen Sichtweise und übergeordneten sozialen oder politischen Strukturen gab. Dabei geht es um den Habitus, das Verhalten rheinischer Gymnasiallehrer, also um Interaktions- und Wahrnehmungsmuster, die über ihre Tradierung letztlich auch geeignet sind, eine Verbindung zwischen dem 19. Jahrhundert und der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation herzustellen.

In diesem Zusammenhang geht es auch um eine Mentalität, die allem Anschein nach vom Konflikt zwischen hoch gesteckten Erwartungen an soziales Ansehen einerseits und ernüchternder ökonomischer Lebenswirklichkeit andererseits geprägt war. Zu untersuchen ist, welches spezifische Selbstverständnis rheinische Gymnasiallehrer in diesem Spannungsfeld entwickelten und welchen Status sie im öffentlichen Leben einnehmen konnten. Von besonderer Bedeutung wird im katholisch geprägten Rheinland die konfessionelle Zugehörigkeit sein.

Für Gymnasiallehrer als eine Gruppe des so genannten Bildungsbürgertums soll insbesondere untersucht werden, inwieweit Herkunft, Heiratsverhalten und verwandtschaftliche Beziehungen Hinweise auf soziale Mobilität und Exklusivität beinhalten, Bildungswege als Ausweis für die Zugehörigkeit zum Bürgertum gewertet werden können, die wirtschaftliche und die soziale Lage Positionszuschreibungen in der aufkommenden Leistungsgesellschaft beinhaltete. Ein Aspekt der Untersuchung wird auch sein, welche Auswirkungen auf die Mentalität rheinischer Gymnasiallehrer mit einem Hereinwachsen in den Staatsdienst und einer sukzessiven Verbeamtung verbunden waren.

Der Zeitraum der Untersuchung reicht vom Abzug der Franzosen und der Übernahme der Verwaltungshoheit durch Preußen im Jahre 1814 bis zur Reichsgründung 1871 und zur Ausbreitung und Intensivierung der Industrialisierung in den 1860er und 1870er Jahren. Die Rheinprovinz gibt den geographischen Raum der Untersuchung vor. Konkreter Gegenstand sind ausgewählte Personen der Gymnasiallehrerschaft, und zwar kleinerer und mittlerer Städte der Rheinprovinz.

benutzte Materialien:

Folgende Materialien werden herangezogen: Nachlässe und Schriften rheinischer Gymnasiallehrer, Autobiographien, Biographien, Schulchroniken, Jahresberichte, Schulprogramme, Zeitgenössische Zeitungsartikel, Festschriften von Gymnasien, Schulreden, Personalbögen, Heiratsurkunden, Totenzettel,
Folgende Archive werden benutzt: Stadtarchive, Schularchive, Landeshauptarchiv Koblenz, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Archiv der Bibliothek für bildungsgeschichtliche Forschung Berlin, Geheimes Staatsarchiv Berlin-Dahlem, Zeitungsarchiv in Dortmund

Status:

Dissertation bei Prof. Dr. Jürgen Bennack, Universität zu Köln, Erziehungswissenschaftliche Fakultät

Erfassungsdatum: 19. 08. 2004