Die Entwicklung von Schule und Sozialisation hat sich in Deutschland im 20. Jahrhundert im Rahmen sehr unterschiedlicher politischer Systeme vollzogen. Alle diese Systeme aber waren - wenn auch in sehr unterschiedlicher Weise und Intensität - bestrebt, die Schule für ihre Zwecke in Dienst zu nehmen und sie für die Vermittlung bestimmter Normen und Werte zu nutzen. Dass diese Bestrebungen nicht wirkungslos geblieben sind, hat die schulhistorische Forschung - speziell für die NS-Zeit - zweifelsfrei nachgewiesen. Umstritten ist jedoch nach wie vor, wie weit die Einflussnahme seitens der politischen Kräfte den schulischen Alltag jeweils verändert und welche Wirkungen sie bei den Betroffenen erzielt hat.
Durch die Verbindung bislang überwiegend getrennt verfolgter Forschungsansätze will das Projekt - bei Konzentration auf den Bereich der höheren Schulen - einen Beitrag zur Klärung dieser Fragen leisten. So nimmt die Untersuchung erstens meh-rere im zeitlichen Nach- wie Nebeneinander existierende politische Systeme in den Blick; sie ermöglicht damit Vergleiche, die den Zugriff auf Schule und Schüler und seine Wirkungen in ihrer je spezifischen Eigenart erfassen lassen und zugleich Entwicklungslinien wie über längere Zeit hinweg konstante Strukturmerkmale von Schule und Sozialisation kenntlich machen. Das Projekt verbindet zweitens politik-, schul- und sozialisationsgeschichtliche Fragestellungen; es fragt nach den Möglich-keiten, die die Institution Schule - als Sozialisationsinstanz - politischen Erzie-hungsbestrebungen wie individuellen Entwicklungsprozessen jeweils eröffnet, und nach den Grenzen, die sie beiden gezogen hat, und es fragt dabei auch nach ihrer Stellung innerhalb des gesamten Sozialisationsfeldes. Das Projekt verknüpft drittens Regionalanalysen (zu Brandenburg und Baden) mit Fallstudien zu einzelnen höheren Schulen (in Potsdam und Mannheim); auf diese Weise sollen Aussagen allgemeine-ren Charakters durch Detailanalysen abgestützt und vertieft, soll andererseits die Reichweite der letzteren genauer bestimmt werden. Über den historischen Erkenntnisgewinn hinaus wird dabei insgesamt auch ein Beitrag zur aktuellen Debatte über die Möglichkeiten und Grenzen von Erziehung in der Schule erwartet.

 Jahresberichte und andere Rechenschaftsberichte der höheren Schulen, Revisions- und Hospitationsberichte der Schulaufsicht, andere Verwaltungsakten, Schulakten, Prüfungsunterlagen, Interviews mit ehemaligen Schülerinnen und Schülern verschiedener Abiturjahrgänge, autobiographisches Material
Bundesarchiv, Geheimes Staatsarchiv Preuß. Kulturbesitz, Landesarchive von Baden und Brandenburg, Staatsarchiv Freiburg, diverse Kommunal- und Schularchive

 DFG-Projekt

Zusätzliche Erläuterungen
Weitere Informationen zum Projekt und seinen Bearbeitern finden sich im Internet unter http://www.schule-und-sozialisation.de